"Hilfe - Wo fange ich an?"
SM
Seit ich neulich im Studio bei Bayern 2 war, wird mir oft die Frage gestellt: „Wo fange ich eigentlich an, wenn ich auch Ahnenforschung machen will?“. Mein Rat lautet da immer, erstmal zu Hause bei Euch selbst oder bei den nächsten Angehörigen, zum Beispiel den eigenen Eltern.
Bevor man im Internet beginnt irgendwelche Abos auf Plattformen abzuschließen oder wild mit Google sucht, ist es sinnvoll, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen. Kann ich neben mir selbst und meinen Eltern, alle meine Großeltern und vor allem alle meine Urgroßeltern in meinem Stammbaum benennen? Und habe ich neben ihren Namen alle Informationen zu ihnen, die ich brauche?
Das ist auch deshalb wichtig, weil das Archivgesetzt Personenstandsurkunden aus Datenschutzgründen erst nach festgesetzten Fristen öffentlich zugänglich macht. Das sind 110 Jahre nach der Geburt, 70 Jahre nach der Hochzeit oder 30 Jahre nach dem Tod.
SIeben Suchhinweise
Aber wonach suche ich dann bei mir zu Hause oder bei den Verwandten überhaupt? Das haben mich inzwischen auch viele gefragt. Hier sind sieben Dinge, nach denen Ihr Ausschau halten und Schubladen durchwühlen solltet:
1) Vorhandene Stammbäume und Ahnenlisten?
Genealogie ist kein so seltenes Hobby. In vielen Familien gibt es jemanden, der sich bereits auf die Suche nach den Familienwurzeln gemacht und der schon einen Stammbaum erstellt hat, oft bis ins 18. oder sogar ins 17. Jahrhundert hinein. Dort kann man viele Hinweise finden, die einem weiterhelfen.
Vielfach haben diese fleißigen Forscher ihre Stammbäume auch anderen zur Verfügung gestellt oder ein Mitglied der Familie weiß, wer schon unterwegs war. Ein solcher Stammbaum oder eine solche Ahnenliste liefert dem Suchenden auf einen Schlag jede Menge Informationen. Aber Achtung, auch passionierte Ahnenforscher machen mal kleine Fehler. Also ggf. alles nochmal nachprüfen!
2) Stammbücher
Wer in Deutschland heiratet, bekommt auf dem Standesamt ein sogenanntes „Stammbuch“ in die Hand gedrückt. Darin ist die Heiratsurkunde des Paares untergebracht und die Abschrift aus dem sogenannten Familienbuch.
Das großartige an dieser Abschrift aus dem Familienbuch: Auf ihr werden auch die Namen der Eltern und deren Wohnort benannt, eine wichtige Information, die uns hilft, weiter voranzukommen.
Außerdem werden in dem Stammbuch vielfach auch nach und nach die Kinder des Paares bei ihrer Geburt verzeichnet, was uns bei der Suche nach Verwandten hilfreich sein kann. Vielfach werden in Familien auch Stammbücher bereits verstorbener Familienangehöriger aufbewahrt. Es lohnt sich also auch nach diesen zu suchen.
3) Alte Familienbibeln
Vor 1876 wurden Lebensereignisse nicht zivil, sondern in den Kirchenbüchern erfasst. In vielen Familien gab es damals Familienbibeln, die eine Einlage hatten, die die gleiche Funktion hatte, wie heute die Stammbücher. Die Besitzer trugen darin ihre Hochzeiten, Geburten und Sterbefälle ein. Also sehr nützlich, wenn man schnell Hinweise finden will auf Vorfahren.
4) Urkunden
Als Ahnenforscher lieben wir alle offiziellen Dokumente, die Lebensdaten enthalten. Wir sind deshalb nicht nur an Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden interessiert, sondern auch an Dokumenten zu Taufen, Konfirmationen, Beurkundungen von Haus- oder Grundstückskäufen, Zeugnisse, Impfbücher, Pässen, Ausweisen etc. Sie alle können uns wichtige Informationen über ihre Inhaber liefern.
5) Anzeigen von Lebensereignissen
In vielen Familien werden Karten- oder Zeitungsausschnitte aufbewahrt, die zur Anzeige von Geburten, Heiraten oder Verlobungen und Todesfällen an Freunde und Verwandte versandt wurden. Auch sie können uns wertvolle Informationen liefern, nicht nur über die Betroffenen selbst, sondern auch über ihre Angehörigen.
6) Briefe, Postkarten, Tagebücher
Sind wahre Schätze! Wenn Euch die in die Hand fallen, seid Ihr schon dabei mehr zu haben als die Rahmendaten. Das ist Futter für die Stories hinter den Stammbaumdaten. Die unbedingt gut aufbewahren und sichern. Das gilt auch für die nächste Kategorie.
7) Fotoalben und Fotosammlungen
Auch hier sind wir schon bei den Geschichten hinter den Daten: Wenn sie gut beschriftet sind, können wir uns mit Hilfe dieser Bilder nämlich sogar eine Vorstellung davon machen, wie die Vorfahren aussahen. Außerdem sind sie gute Anknüpfungspunkte, um mit älteren Familienangehörigen zu sprechen, die häufig nicht nur erklären können, wer auf den Bildern zu sehen ist, sondern auch noch Kontext kennen, wo, wann und warum wurde ein Bild gemacht und welche Hintergründe hat es.
Extratipp: Die Lebens-Orte nicht vergessen
Mit all diesen Unterlagen sollte es Euch gut gelingen, den Stammbaum zu befüllen. Vollständig ist er, wenn ihr alle Namen, Geburts- und Heiratsdaten, ggf. Sterbedaten Euerer Eltern, Grußeltern und Ur-großeltern habt. Wenn Euch Euer Stammbaum auch bei der weiteren Recherche unterstützen soll, dann notiert Euch unbedingt auch die Orte, an denen die Ereignisse stattgefunden haben, denn die geben Euch wichtige Hinweise, wo ihr danach weitersuchen könnt.